Dass das Edelmetall-Investment – insbesondere innerhalb kurzer Zeiträume – in Folge der vergleichsweise hohen Volatilität ein gewisses Kursrisiko mit sich bringt, dürfte den meisten Anlegern klar sein. Daran, dass dabei auch ein Währungsrisiko berücksichtigt werden muss, denken dagegen deutlich weniger Anleger. Grund genug, der Rolle des Währungsrisikos bei der Investition in Edelmetalle nachzuspüren. So viel vorweg: Wer langfristig in Gold investiert, muss sich um mögliche Währungsrisiken kaum Gedanken machen.
Über Währungsrisiken und Währungschancen
Die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium werden grundsätzlich in US-Dollar gehandelt. Für Anleger, die im Euroraum in Barren oder Anlagemünzen investieren, heißt das: Wechselkurs und Wertentwicklung der Edelmetall-Anlage sind untrennbar miteinander verknüpft. Das klingt zunächst abstrakt, kann aber handfeste Folgen haben. So gibt es für Anleger aus dem Euroraum prinzipiell zwei Szenarien:
- Der US-Dollar verliert gegenüber dem Euro an Wert: Das Edelmetall-Investment verliert an Wert.
- Der US-Dollar gewinnt gegenüber dem Euro an Wert: Das Edelmetall-Investment gewinnt an Wert.
Um das Ganze am Beispiel Gold zu verdeutlichen, gehen wir der Einfachheit halber zum Zeitpunkt des Investments von einer Parität des Euro-Dollar-Wechselkurses und einem gleichbleibenden Gold-Kurs aus. Sie haben eine Feinunze Gold gekauft und diese soll genau 1.800 US-Dollar bzw. 1.800 Euro wert sein. Nun schauen wir, was passiert, wenn der Dollar-Kurs um 10% gegenüber dem Euro verliert bzw. zulegt. Zur Erinnerung: Die Preise von Edelmetallen wie Gold und Silber werden immer in US-Dollar festgestellt. Die Notierungen in anderen Währungen sind lediglich Umrechnungen zu dem aktuellen Währungskurs.
- Steigender Dollar (=sinkender Euro): Für 1,00 US-Dollar bekommen Sie nun 1,10 Euro. 1.800 US-Dollar (entspricht einer Unze) sind also 1.980 Euro wert. Allein durch die Veränderung des Wechselkurses US-Dollar / Euro hat sich der Wert Ihrer Feinunze Gold also um 180,00 Euro bzw. 10% erhöht.
- Sinkender Dollar (=steigender Euro): 1,00 US-Dollar entspricht jetzt 0,90 Euro. Für eine Feinunze Gold (1.800 US-Dollar) bekommen Sie nun also 1.620 Euro. Damit ist Ihr Gold-Investment um 180,00 Euro bzw. 10 % im Wert gefallen.
Das zweite Szenario stellt das eigentliche Währungsrisiko beim Gold-Investment dar. Ersteres bezeichnet man als „Währungschance“.
Das Währungsrisiko von Gold – ein Blick in die Historie
In Folge der Wechselkurs-Schwankungen können sich Edelmetall-Kurse in Dollar und Euro höchst unterschiedlich entwickeln. Insbesondere bei kurzen Anlagezeiträumen kann das Währungsrisiko beim Edelmetall-Kauf bzw. -Verkauf daher durchaus ins Gewicht fallen. Das unterstreicht auch der Blick auf die folgende Tabelle, die die jährliche Wertveränderung von Gold in verschiedenen Währungen seit 2001 zeigt.
Es wird deutlich: Binnen Jahresfrist konnten währungsbedingte Wertschwankungen in den letzten zwei Jahrzehnten durchaus erheblich ausfallen. So etwa 2003, wo der Goldpreis in US-Dollar um 19,6% stieg, während er im Euroraum um 0,5% fiel.
Über den gesamten Zeitraum hinweg betrachtet, ergibt sich dagegen sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet ein solider Wertzuwachs von ca. 10% pro Jahr. Und das gleiche gilt auch für andere große Währungen, die ich hier der Vollständigkeit halber mit aufgenommen habe. Goldanleger mit langfristigem Anlagehorizont mussten sich bislang also keine großen Gedanken um mögliche Währungsrisiken machen. Im Gegenteil…
Wenn eine Währung schwächelt
Ob eine Währung gegenüber anderen Währungen an Wert gewinnt oder verliert, ist im Wesentlichen die Folge der jeweiligen Wirtschaftspolitik und der Wirtschaftskraft des Währungsraumes. Eine desolate Wirtschaft führt zwangsläufig auch zu einer nachgebenden Währung. In der Folge steigen die Renditen in den betroffenen Regionen stark an. Deutlich wird das zum Beispiel im Jahr 2002 und 2018 und folgende beim Argentinischen Peso oder auch im letzten Jahr bei der türkischen Lira.
Lohnt sich eine Absicherung des Währungsrisikos?
So viel vorweg: Langfristig orientierte Anleger, die Gold vorwiegend zum Kaufkrafterhalt einsetzen, müssen dem Währungsrisiko zunächst mal keine große Beachtung schenken. Wechselkursbedingte Verluste bzw. Gewinne kommen erst dann zum Tragen, wenn angeschaffte Barren oder Anlagemünzen wieder verkauft werden sollen. Um reale Verluste müssten sich Anleger im Euroraum nur sorgen, wenn der Euro im Vergleich zum US-Dollar über einen langen Zeitraum hinweg kontinuierlich steigen würde. Und selbst in diesem Szenario kann eine positive Kursentwicklung für das Gold-Investment am Ende einen Gewinn bedeutet. Wertzuwächse können Währungsverluste also ausgleichen oder gar übertreffen.
Eine Absicherung des Währungsrisikos über Termingeschäfte lohnt sich daher – wenn überhaupt – nur für Anleger, die langfristig fest mit einem erheblich (!) sinkenden Dollar-Kurs rechnen. Für alle anderen ist sie in meinen Augen aus zwei Gründen nicht empfehlenswert.
Währungsabsicherungen sind teuer – und oft unnötig
Erstens kosten entsprechende Absicherungen Geld – und schmälern damit Kursgewinne, die zum Inflationsausgleich und Kaufkrafterhalt essenziell sind. Zweitens sind Gold-Investments für viele Anleger auch deshalb interessant, weil sie sich ein Stück weit gegen Krisen und heftige Verwerfungen am internationalen Finanzmarkt absichern möchten. Gerade in diesem Fall ist eine Währungsabsicherung aber widersinnig. Der Grund: Ebenso wie Gold gilt auch der US-Dollar vielen Anlegern als sicherer Hafen in Krisenzeit. Wenn es richtig kracht, ist es also eher unwahrscheinlich, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert gewinnt – und es entsprechend zu währungsbedingten Verlusten kommt. Das (für Gold-Anleger gewinnversprechende) Gegenteil dagegen ist ungleich wahrscheinlicher. Jüngstes Beispiel: Als sich Anfang bis Mitte März 2020, geschockt durch die an Fahrt gewinnende Corona-Pandemie, immer mehr Länder Europas einen noch nie dagewesenen Lockdown verordneten, gab der Euro zunächst kräftig nach. Und auch bei einer ausgewachsenen europäischen Währungskrise würden Goldanleger von der Schwäche des Euro enorm profitieren.
Rohstoff-Investments wollen durchdacht sein
Wer langfristig denkt, sollte sich bei der Investition in Edelmetalle von Währungsrisiken nicht abschrecken lassen. Dennoch will ein Investment gut überlegt sein. In unserem kostenfreien Praxisratgeber „Geldwerte, Sachwerte, Reine Werte“ zeigen wir Ihnen, worauf es beim Edelmetall-Investment wirklich ankommt. Außerdem erfahren Sie hier,
- wo die Vorteile Wahrer Werte liegen,
- wie sich die Edelmetalle Gold, Silber und Platin in ihrem Sicherheits-Chancen-Verhältnis unterscheiden und
- für wen ein Investment in nicht börsengehandelte Reine Werte wie Seltene Erden und Diamanten in Frage kommt.
In einem meiner nächsten Beiträge werde ich mich noch einmal detailliert mit Währungskrisen beschäftigen.