5%, 15% oder gar 50%? Hinsichtlich des sinnvollen Gold-Anteils im Portfolio gibt es unterschiedlichste Empfehlungen. Grund genug, das Thema etwas näher zu beleuchten. Um eines von vornherein klarzustellen: Den „Gold-Anteil“ beziehe ich stets auf physisches Gold und nicht auf „Papiergold“ wie Zertifikate.
Exkurs: Wahre Werte, Sachwerte, Geldwerte
Bevor ich der Frage nach dem angemessenen Gold-Anteil im Portfolio nachgehe, möchte ich die Unterschiede verschiedener Wert-Arten, auf die ich im Folgenden Bezug nehmen werde, kurz erläutern.
- Wahre Werte: Allen Wahren oder Reinen Werten gemeinsam ist, dass sie ihren Materialwert nicht verlieren und unendlich lange gelagert werden können. Zudem müssen sie nicht gemanagt werden und bedürfen keiner besonderen Pflege. In diese Kategorie fallen Edel- und Technologiemetalle ebenso wie Seltene Erden und Diamanten.
- Sachwerte: Wie Wahre Werte haben auch sonstige Sachwerte einen gewissen intrinsischen Wert. Wer den (durchaus anspruchsvollen) Pflege- und Managementaufwand auf sich nimmt, kann mit Sachwerten wie Aktien oder Immobilien durchaus ansehnliche Renditen erzielen.
- Geldwerte: Geldwerte haben keinen (oder nur einen sehr geringen) Materialwert. Sie bestehen letztlich nur auf dem Papier und werfen Zinsen ab. Wobei letzteres im Niedrigstzinsumfeld keineswegs immer der Fall ist. Zu den Geldwerten zählen neben Bargeld auch Bausparverträge, Staatsanleihen oder Lebensversicherungen.
Tipp: Wenn Sie tiefer in die Unterschiede zwischen Wahren Werten, Sachwerten und Geldwerten eintauchen möchten, empfehle ich Ihnen zunächst die Lektüre unseres kostenfreien Praxisratgebers „Geldwerte – Sachwerte – Reine Werte“. Darin erfahren Sie außerdem:
- welche „Wahren Werte“ neben Gold als Kaufkraftspeicher in Betracht gezogen werden können,
- welche Werte ein ausgewogenes Sicherheits-Chancen-Verhältnis bieten,
- mit welchen Rohstoffe Sie Ihr Wertpapierdepot beruhigen können und
- bei welchen Reinen Werten langfristig aufwärts gerichtete Wertentwicklungen zu erwarten sind.
Gold: der ideale Kaufkraftspeicher
Ein Ende des aktuellen Niedrigzinsumfelds ist nicht absehbar. Für Anleger mit mittel- bis langfristigem Anlagehorizont sind Festgeldkonten und Co. denkbar unattraktiv. Wer entsprechend investiert, läuft daher Gefahr, dass das Ersparte an Kaufkraft verliert. Abgesehen von einer Cash-Reserve zur schnellen Liquiditätssicherung sind Geldwerte zur Vermögensabsicherung also denkbar ungeeignet. Für Anleger, die ihre Kaufkraft über Jahrzehnte absichern wollen, führt kein Weg an Gold vorbei. Immerhin kommt es im Laufe der Jahre immer wieder zu ganz erheblichen Inflationsverlusten. Aus gutem Grund werden Anlageberater nicht müde, die immense Bedeutung von Gold im Anlagemix zu betonen.
Ein prominentes Beispiel: Mit einer Unze Gold konnten Sie zu Zeiten des babylonischen Herrschers Nebukadnezars II 350 Laibe Brot kaufen. Bei einem Goldpreis von derzeit (Stand: Anfang Januar 2021) um die 1550 Euro pro Unze, dürfte ein Laib Brot beim Bäcker heute also etwa 4,42 Euro kosten, um mit der babylonischen Zeit vergleichbar zu sein. Und das ist durchaus realistisch. Auch nach 2.600 Jahren hat Gold also nichts von seiner Kaufkraft eingebüßt.
Am richtigen Gold-Anteil im Portfolio scheiden sich die Geister
Dass Gold schon allein wegen seiner kaufkraftspeichernden Funktion einen nennenswerten Anteil im Anlagemix spielen sollte, steht außer Frage. Unklar ist allerdings, wie hoch der Gold-Anteil sinnhafterweise tatsächlich sein sollte. Das Problem: Ist der Gold-Anteil zu niedrig, ist das eigene Vermögen nicht ausreichend abgesichert. Ist der Gold-Anteil dagegen zu hoch, fallen Wertschwankungen – gerade zu gesetzlichen Zahlungsmitteln – besonders ins Gewicht.
Die Spanne der Empfehlungen zum Gold-Anteil im Portfolio reicht von 5 bis 50 Prozent – und bieten damit keinen ernsthaften Richtwert. Tatsächlich ist eine allzu pauschale Bezifferung eines bestimmten Gold-Anteils kaum möglich. Neben der individuellen Anlegermentalität sind dabei insbesondere die Art der sonstigen Wertanlagen entscheidend. Ich selbst halte einen Goldanteil von 20 bis 40 Prozent am Gesamtvermögen bei vielen Anlegern für empfehlenswert. Allerdings sind je nach individueller Situation auch erhebliche Abweichungen von diesem Richtwert möglich und sinnvoll.
Gold-Anteil: Mögliche Einflussfaktoren im Überblick
Faktoren, die für einen tendenziell niedrigeren Gold-Anteil im Portfolio sprechen:
- Sie beschreiben Ihre Anlagementalität als „risikofreudig“.
- Kaufkrafterhalt spielt für Sie eine eher untergeordnete Rolle.
- Sie möchten sich mit Gold primär gegen extreme Risiken wie Währungskrisen absichern.
- Sie setzten auf weitere Edelmetalle (insbesondere auf Silber), die ebenfalls dem Kaufkrafterhalt dienen.
- Sie besitzen weitere Wahre Werte – beispielsweise Diamanten.
- Der Anteil sonstiger Sachwerte, von Aktien bis hin zu Immobilien, am Vermögen ist hoch, Geldwerte dagegen gering.
Faktoren, die für einen tendenziell höheren Gold-Anteil im Portfolio sprechen:
- Sie beschreiben Ihre Anlagementalität als „sicherheitsorientiert“.
- Sie setzen verstärkt auf Aktien und möchten die Volatilität im Wertpapierdepot
- Sie wollen langfristig die Kaufkraft Ihres Vermögens absichern.
- Währungskrisen und globale wirtschaftspolitische Verwerfungen halten Sie in absehbarer Zeit für wahrscheinlich.
- Sie möchten nicht oder nur in überschaubarem Maß auf andere Wahre Werte setzen.
Selbstverständlich dürfte sich Ihre Anlagementalität ebenso wie Ihr Portfolio im Laufe der Zeit verändern. Gut zu wissen also, dass Sie den Gold-Anteil in Ihrem GranValora Sachwertdepot jederzeit ganz flexibel erhöhen können.
In einem meiner nächsten Beiträge werde ich erläutern, welche Rolle das Währungsrisiko bei Edelmetall-Investments spielt.