Goldschmuck in Indien

von Gastautor8. September 2018

Durch den kontinuierlichem Wachstum der indischen Wirtschaft in den letzten zehn Jahren, sind mehr Menschen zu Wohlstand gekommen. Dies ist auch an dem stark wachsenden Konsum der Bevölkerung zu erkennen, welcher nicht auf Privatverschuldung begründet ist.

Welche Rolle spielt Goldschmuck in Indien?

Durch den kontinuierlichem Wachstum der indischen Wirtschaft in den letzten zehn Jahren, sind mehr Menschen zu Wohlstand gekommen. Dies ist auch an dem stark wachsenden Konsum der Bevölkerung zu erkennen, welcher nicht auf Privatverschuldung begründet ist. In Indien ist Geld übrig und wartet darauf ausgegeben oder angelegt zu werden. Die Sparquote der Inder beträgt nach Angaben des World Gold Council durchschnittlich 30 Prozent des Einkommens und gehört zu den höchsten weltweit. Circa sieben Prozent seiner Ersparnisse legt der Inder in physischem Gold, in Form von Barren, Münzen oder auch Schmuck an.

Schmuck wird in Indien nicht nur aus ästhetischen Gründen gekauft, sondern auch als Geldanlage. Dabei ist zu bemerken, dass in Indien ein Feingehalt von 22 Karat üblich ist, was einem Goldanteil von 91,66 Prozent entspricht. Ein höherer Feingehalt lässt sich nur schwerlich zu Schmuck verarbeiten, da es zu weich ist. Die sattgelbe Farbe des indischen Goldschmucks ist auf den hohen Goldgehalt begründet. In Deutschland ist 585er oder 333er Goldschmuck üblich, was 14 Karat bzw. acht Karat entspricht. In Indien würden Händler, die solchen Goldschmuck verkaufen, als Betrüger gelten. Schmuck spielt im indischen Kulturraum auch im traditionellen Brauchtum eine wichtige Rolle. So zum Beispiel im Diwali, dem hinduistischen Lichtfest, was auf Grund seiner sozialen Bedeutung und seines fröhlichen Charakters mit Weihnachten im christlichen Kulturkreis verglichen werden kann. Diwali hat sich mittlerweile, ebenfalls wie Weihnachten, zu einer Konsumveranstaltung etabliert und stellt die Haupteinkaufssaison in Indien dar. Um das Lichtfest herum werden besonders viele Gold- und Juwelierarbeiten gekauft, die dann am ersten Tag, dem “Dhanwantari Triodasi” – zu Deutsch Reichtum, präsentiert werden. Im Jahr 2017 beginnt das fünftägige Fest, bei dem der Sieg des Guten über das Böse, der Wahrheit über die Lüge, des Lichts über den Schatten und des Lebens über den Tod gefeiert wird, am 19. Oktober.

Die Zeit von September bis November gilt allgemein in Indien als “Wedding Season” – Hochzeitssaison. Der Monsun ist vorbei, die Temperaturen sind angenehm warm und die Sterne stehen günstig. Auf den Straßen sind Hochzeitszüge mit Frauen in prächtigen Saris und üppigem Goldschmuck, einen Bräutigam, der wie ein Maharadscha auf dem Pferd angeritten kommt, und einer Musikkapelle mit Musikern in bunten Uniformen zu sehen. Bei einer indischen Hochzeit stattet die Brautfamilie ihre Tochter mit üppigem Schmuck aus. Die Mitgift ist in Indien zwar per Gesetz seit 1961 verboten, aber aufgrund jahrhundertelanger Tradition weiterhin sehr verbreitet. Die Mitgift oder Aussteuer ist eine kulturell festgelegte Form einer Vermögensübereignung anlässlich einer Hochzeit. Dabei werden die ausgehandelten Güter vom Vater der Braut an den Vater des Bräutigams oder direkt an das Ehepaar übergeben. Bis ins späte 20. Jahrhundert war es in Deutschland Brauch, dass junge Frauen bis zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit eine Grundausstattung an Gütern für den zukünftigen Haushalt, häufig hochwertige Heimtextilien und Essgeschirre, angesammelt hatten. Die Mitgift sollte dem jungen Ehepaar einen eigenen Haushalt ermöglichen und im Falle des vorzeitigen Ablebens des Ehemannes seiner Witwe als finanzielle Absicherung dienen. In Indien sollte die Mitgift zunächst die Kosten für die Hochzeit decken, jedoch entwickelten sich diese Zahlungen immer mehr zu einer Einkommensquelle. Noch heute bestimmen in Indien die Eltern über die Partnerwahl der Kinder, Töchter müssen froh sein, wenn sie in den Haushalt der Schwiegereltern aufgenommen werden. Dementsprechend müssen die Brauteltern bei einer Hochzeit bezahlen. Der Preis richtet sich nach Aussehen, Hautfarbe und Erziehung der Braut sowie nach Einkommen, Kaste und Zukunftschancen des Mannes. Die ausgehandelte Summe wird in Schmuck, als Geschenk kaschiert, bezahlt. Diese Tradition existiert in allen gesellschaftlichen Schichten und führt in der Wedding Season zusammen mit den Bräuchen des Lichtfestes Diwali, und begünstigt durch die steigende Kaufkraft der Inder aufgrund ihrer Wirtschaftsentwicklung, zu erhöhtem Konsum von Goldschmuck. Die steigende Nachfrage in diesem Zeitraum nach Gold hat auch Einfluss auf den Preisbildungsprozess.

Gastautor: Robin Barth

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