Lebensversicherungen und private Rentenverträge basieren auf einem scheinbar einfachen Prinzip: Die Unternehmen legen für Sie Ihre monatlichen Beiträge an und Sie als Kunde profitieren im Gegenzug von den dabei erzielten Gewinnen.
Das System gerät in Schieflage, wenn am Kapitalmarkt mit sicheren Anlagen kaum noch Renditen erwirtschaftet werden können. Genau das ist gegenwärtig der Fall, weil in Europa der Leitzins schon lange bei exakt null Prozent liegt. Mit der Generali Versicherung musste jetzt auch ein großer Anbieter darauf reagieren und seinen Kunden die Privatrenten kürzen. Betroffen von der Kürzung sind fast 30.000 Verträge, die bis einschließlich 2014 abgeschlossen wurden. Deren jährliche Verzinsung wird nun auf 1,75 Prozent gekürzt.
Geld gibt es für Banken derzeit umsonst!
Ein Leitzins von null Prozent bedeutet nichts anderes, als dass sich Banken Geld zu null Prozent Zinsen bei der Europäischen Zentralbank leihen können. Genau das ist im Kern der Grund dafür, dass die Lebensversicherungen es derzeit schwer haben, ihr Geld anzulegen. Wer ist schon bereit, für Geld eine vernünftige Rendite zu bezahlen, wenn die EZB es umsonst verleiht? Dass die EZB dies nun schon länger tut, wird vor allem in Deutschland kritisiert, weil sich der Deutsche Staat und die hiesige Volkswirtschaft auch höhere Zinsen leisten könnten. Andere Länder in der Eurozone könnten dies aber nicht, weil sie infolge der Wirtschaftskrise und Bankenkrise von 2008 ihre Banken retten mussten und jetzt auf hohen Schuldenbergen sitzen. Die EZB steht also vor der schwierigen Aufgabe, einen einheitlichen Zinssatz für so unterschiedliche Länder wie Deutschland, Spanien und Griechenland festzulegen. Sie hat sich dazu entschlossen, den hoch verschuldeten Ländern mit der Niedrigzinspolitik zu helfen. Deutschland profitiert davon übrigens auch: Die Zinsersparnis für die Staatsschulden beläuft sich auf insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro. Wie bitte? Sie haben von diesem Geldsegen nichts abbekommen? Dafür kann die EZB allerdings nichts! Diese rät sogar dazu, das Geld teilweise an die Bürger zu verteilen, damit es in den Konsum statt in eine schwarze Null fließt.
Der Garantiezins ist unter ein Prozent gefallen
Für Sie als Geldanleger im Allgemeinen oder als Kunde einer Lebensversicherung im Besonderen bedeutet das, dass Ihnen Ähnliches wie den Kunden der Generali Versicherung passieren könnte. Ob und in welchem Umfang Kürzungen möglich sind, hängt von den vertraglichen Details ab. Düster sieht es aus, wenn Sie einen Garantiezinsvertrag abgeschlossen haben, dessen Minimalverzinsung sich ständig dem staatlich festgesetzten Garantiezins anpasst. Dieser Garantiezins wird vom Finanzministerium festgelegt und gibt an, welche Zinsen Lebensversicherer in neu abgeschlossenen Verträgen maximal garantieren dürfen. Aktuell ist er unter ein Prozent gefallen. Nun könnten Sie sich vielleicht fragen, wieso der Staat Ihrer Versicherung verbietet, Ihnen höhere Zinsen zu garantieren. Die Antwort ist sehr einfach: Versicherungen könnten sonst mit hohen garantierten Zinsen um Kunden werben, die sie auf Dauer nicht erwirtschaften können. Wohin das führt, kann man in den USA bestaunen, wo schon manche Altersvorsorge sich durch die Insolvenz des Anbieters in Luft aufgelöst hat.
Überprüfen Sie Ihre private Altersvorsorge!
Dies ist der Rat, den man angesichts der Zinsentwicklung geben muss. Betroffen sind nahezu alle Formen der privaten Altersvorsorge, neben Renten- und Lebensversicherungen also auch Fondssparpläne und sogar einige Formen der betrieblichen Altersvorsorge. Ein Totalverlust ist aufgrund der Sicherungssysteme zwar kaum zu befürchten, sehr wohl aber eine deutlich niedrigere Privatrente, als Sie vielleicht erwarten. Zumindest sollten Sie die Ihnen von Ihrer Versicherung nur vage in Aussicht gestellte Überschussbeteiligung nicht fest für Ihren Ruhestand einplanen! Gegenwärtig gilt: Rechnen Sie nur mit dem, was in Ihrem Vertrag wirklich garantiert wird! Während die Folgen der Nullzinspolitik der letzten Jahre für Ihrer Altersvorsorge zwar unerfreulich sind, aber zumindest doch kalkulierbar, gilt das für zukünftige Krisen nicht. Es lohnt sich, die sich dadurch möglicherweise auftuende Vorsorgelücke von Experten prüfen zu lassen! Kein Experte kann Ihnen heute seriös voraussagen, wie und wann die nächste Wirtschaftskrise oder Währungskrise ausbricht. Sehr wohl aber, welche Anlageformen sich in der Vergangenheit als krisenfest erwiesen haben.