Neodym ist ein kleines Kraftpaket, dessen magnetische Wirkung bislang unerreicht ist. Neben den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die diese Spitzenposition mit sich bringt, profitiert das Seltene Erdmetall besonders vom unaufhaltsamen Siegeszug der Erneuerbaren Energien.
Ein wiederkehrendes Element in allen James Bond-Filmen sind die unglaublichen Werkzeuge und Waffen, mit denen sich der Held aus verfahrenen Situationen befreit. In den Charts der beliebtesten Kreationen des Chefingenieurs „Q“ liegt jedoch nicht nur der Aston Martin vorne, sondern auch eine Rolex Submariner mit einem eingebautem Supermagneten, die erstmalig 1973 zum Einsatz kam. In „Leben und sterben lassen“ fängt Bond damit nicht nur Kugeln ab, sondern öffnet praktischerweise auch die Abendkleid-Reißverschlüsse der Bond-Girls.
Seltene Erden als neues Forschungsfeld
Entdeckt wurde der Supermagnet bzw. sein Hauptbestandteil Neodym bereit 1885 in einem weniger spannenden Umfeld, nämlich einem Wiener Labor. Der österreichische Chemiker Carl Auer von Welsbach begann, sich mit den Metallen der Seltenen Erden zu beschäftigen. Ihm gelang es, das Mineralgemisch Didym in die eigenständigen Elemente Praesodym und Neodym zu zerlegen. Beide zählen zu den so genannten Lanthanoiden. Schon bald zeigte sich, dass das korrosionsanfällige, silbrige Neodym in einer Legierung mit Eisen und Bor (NdFeB) enorme magnetische Kräfte aufweist. Diese Fähigkeit machte Neodym schnell zum Star unter den Seltenen Erden. Kein anderer bekannter Magnet, wie etwa Stahlmagnete oder Verbindungen aus der Seltenen Erde Samarium und Kobalt können auch nur annähernd so viel magnetische Energie speichern.
Für Neodym-Magneten gilt daher, dass schon mit kleinem Volumen eine enorme Wirkung erzielt werden kann. Die Möglichkeiten sind vielfältig: So basieren etwa ganze Wohnkonzepte darauf, dass die Möbel mit Neodym-Magneten an der Wand befestigt werden. Zum Zuge kommen die Magnete jedoch besonders in Lautsprechern, Computerfestplatten, Motoren und vor allem Generatoren.
Aufwind durch und für Neodym
Diese Verwendungsmöglichkeiten nehmen entscheidenden Einfluss auf die Wertentwicklung des Neodyms. Betrachtet man etwa den Zusammenhang zwischen Windkraftgeneratoren und Neodym, so wird klar, dass es sich hier um ein Dream-Team handelt. So verbaut z. B. Siemens bereits rund 1,5 Tonnen Neodym-Magnete für eine Windturbine, die 3 Megawatt liefern soll. Das Einsatzgebiet boomt: Seit der Jahrtausendwende hat sich in Deutschland die Menge des Stroms aus regenerativer Energie vervierfacht und wächst stetig weiter. Dabei spielt die Windkraft die unangefochtene Hauptrolle. Im europäischen Vergleich ist Dänemark zwar der Nutzungs-Spitzenreiter und bezog bereits im Jahr 2014 fast 40 Prozent seines nationalen Energieaufkommens aus Windkraft, aber im gleichen Zeitraum erweiterte Deutschland, den Zahlen der Europäischen Windenergie-Agentur EWEA zufolge, die ins Netz eingespeiste Strommenge aus Wind jeweils um mehr als 10 Prozent pro Jahr.
Die Entwicklungen dieses Marktes nehmen damit auch direkten Einfluss auf Schätzungen der langfristigen Perspektiven für Neodym. Hier sind die Prognosen positiv: Nimmt man ein durchschnittliches Wachstum der Weltwirtschaft von 3,5 Prozent pro Jahr für die nächsten zwei Jahrzehnte an, so könnte das zu einer Nachfrage nach Neodym führen, die rund viermal so hoch sein könnte wie die derzeitige, weltweite Produktionsmenge pro Jahr.
Internationaler Bedarf wächst
Es könnte jedoch als nachteilig für die Wertentwicklung von Neodym betrachtet werden, dass die Ausbauflächen für Windkraftturbinen in Europa und besonders in Deutschland mittlerweile begrenzt sind. Diesen eventuellen Befürchtungen steht jedoch mit Blick auf die internationale Energiepolitik vor allem entgegen, dass die kommenden wichtigsten Märkte für Windkraftturbinen in China, Indien und den USA liegen. Zwar sind die Genehmigungsverfahren, wie in Europa auch, zuweilen politischen Änderungen unterworfen. Aber der Bedarf ist enorm, besonders an Anlagen, die gleichmäßig Leistung erzeugen und große, geografische Flächen abdecken. Vor diesem globalen Hintergrund ist auch der Markt der Hybridfahrzeuge als zusätzlicher Werttreiber für Neodym zu erwähnen. Sollte deren Markt das bisherige Wachstumsniveau halten, wird Schätzungen zufolge allein hier der Bedarf im Jahr 2030 bei 7.100 Tonnen liegen. Für ein einzelnes Fahrzeug werden derzeit ca. 20 kg benötigt.
Besonders Anleger im Rohstoffbereich, die den regenerativen Energien Zukunfts- und Wachstumspotenzial attestieren, kommen deshalb an Neodym nicht vorbei. Erworben werden kann der Grundstoff des Supermagnetismus in Form des pulvrigen Neodymoxids, dass derzeit etwa 65 Euro pro Kilo kostet.
P.S: Wer nicht über Neodym als Wertanlage oder Werkstoff nachdenkt, sondern seine enormen magnetischen Fähigkeiten einfach nur für das Feierabendbier nutzen will, findet bei gängigen Versandhäusern ein „Kronkorkenbäumchen“. Mit einem winzigen Neodym-Magneten von nur 9 mm Durchmesser hält es bis zu 60 Korken dekorativ fest. Auch sehr schön!