Gesamtwert: Bitcoin übertrifft Silber – na und?

von Marko Mähner12. Juni 2024

Im März hat der Wert der weltweit verfügbaren Bitcoins erstmals den globalen Gesamtwert des bis dato abgebauten Silbers übertroffen. Was eine reißerische Schlagzeile sein mag, ist im Kern allerdings nicht der Rede wert. Denn bei Licht betrachtet haben Silber und Bitcoin nichts gemeinsam. Bitcoin ist ebenso wenig das „neue Silber“ wie das „neue Gold“. Eine Einordnung. 

Bitcoin mehr wert als Silber – Feststellung mit geringem Gehalt

Wenn der Bitcoin auf seiner rasanten Berg- und Talfahrt mal wieder ein neues Hoch erklimmt, bleibt auch das mediale Echo nicht aus. Im März dieses Jahres war es mal wieder so weit. Diesmal allerdings war bei vielen Medien weniger der Bitcoin-Preis die Schlagzeile, sondern vielmehr dessen Wert im Verhältnis zu Silber. So war beispielsweise zu lesen: 

  • „Wert der Bitcoins wohl höher als alles Silber“(ntv) 
  • „Bitcoin überholt Silber im weltweiten Gesamtwert“ (Zeit Online)
  • „Bitcoin-Wahnsinn erreicht Gipfel: Silber-Vermögen global in den Schatten gestellt“ (finanzen.net) 

Der Gesamtwert aller Bitcoins (ca. 1,41 Billionen US-Dollar) hatte also (kurzfristig) den Wert der bis dato weltweit vorhandenen Silberbestände (ca. 1,38 Billionen US-Dollar) übertroffen. Das klingt beeindruckend – gerade in absoluten Zahlen. Und trotzdem geht die Aussagekraft entsprechender Schlagzeilen gegen Null. Weil den Bitcoin als Wertanlage – abseits eines temporär vergleichbaren Gesamtwerts – schlicht nichts mit Silber verbindet. 

Warum Sie Bitcoin nicht mit Silber vergleichen sollten

Tatsächlich sind entsprechende Berichte für unerfahrene Anleger höchst verwirrend – und mitunter auch gefährlich. Denn sie rücken ein Bitcoin-Investment in die Nähe von Silber – eine Wertanlage mit (zurecht) extrem langer Tradition. Damit wird eine Investition in Bitcoin indirekt geadelt, obwohl sie so gut wie keine Eigenschaften mit dem Edelmetall teilt. Drei Punkte sollten Anleger zum Verhältnis von Silber und Bitcoin wissen: 

  1. Bitcoin ist kein Wahrer Wert. Soll heißen: Ein Bitcoin verfügt nicht über einen inneren Materialwert – und kann anders als Silber über Nacht vollkommen wertlos werden. Zumal der dezentral organisierte Bitcoin so manchem Staat ein Dorn im Auge ist. Wegen der fehlenden Kontrollmöglichkeiten durch Zentralbanken kann selbst ein Verbot nicht ausgeschlossen werden. 
  2. Bitcoin ist ein Neuling. Während Silber seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel und Wertspeicher genutzt wird, existiert Bitcoin seit gerade mal 15 Jahren. Der aktuelle Platzhirsch-Status kann sich im Rückblick als bloßer Hype entpuppen. Gut möglich, dass Bitcoin 15 Jahre in der Zukunft von einer anderen Kryptowährung verdrängt worden und in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist.
  3. Bitcoin hat keinen industriellen Nutzen. Die digitalen Werteinheiten sind im Alltag schlicht nicht zu gebrauchen. Noch nicht mal als Zahlungsmittel können sie – von einigen Ausnahmefällen abgesehen – verwendet werden. Ganz anders ist die Lage bei Silber. Das Zwitter-Metall ist einerseits ein wichtiges Industriemetall, das für viele Bereiche essenziell ist – von der Halbleiter- und Elektronikbranche über die Photovoltaikbranche bis hin zur Medizin. Zudem hat Silber ähnlich wie Gold (wenn auch in abgeschwächter Form) eine gewisse Sichere-Hafen-Funktion. Hinter Silber steht also ein ganz realer Nutzwert. 

Das soll nicht heißen, dass eine Anlage in Bitcoin per se zu verteufeln ist. Sie ist im Gegensatz zu Silber aber hochspekulativ – und damit für gänzlich andere Anlegertypen geeignet. 

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