Deutschlands Goldreserven sind wieder zurück! Nein, eigentlich stimmt es gar nicht. Die Goldreserven sind nicht wieder da, sie haben das Land bisher nie gesehen.
Im Zuge einer Verlagerung des Edelmetalls von New York, London und Paris nach Frankfurt lagern nun jedoch 674 Tonnen mehr in Deutschland als zuvor.
Die Geschichte des deutschen Goldes
270.000 Barren, 3378 Tonnen oder umgerechnet 120 Milliarden Euro besitzt die Bundesbank in Form von Gold. Dabei handelt es sich weder um das sagenumwobene Rheingold noch um alte Schätze aus der Kaiserzeit. Die Reserven sind vergleichsweise jung. Sie entstanden in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts und damit zu einer Zeit, in der vieles anders war als heute. So erklärt sich auch, warum die wertvollen Reserven im Ausland lagerten und nicht in Deutschland. Verschwörungstheorien, dass die Briten und Amerikaner das deutsche Edelmetall aus ihren Tresoren längst veräußert hätten, haben damit jedoch nichts zu tun.
Blühende Wirtschaft mit hohen Überschüssen
Stattdessen ist es wieder einmal das Wirtschaftswunder der Nachkriegsjahre, das Deutschland zu einem international reichen Land gemacht hat. Schon damals erwirtschaftete die Bundesrepublik hohe Leistungsbilanzüberschüsse. Das heißt, es wurden mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als eingeführt. Wie damals üblich, wurden diese Überschüsse in Form von Gold ausgeglichen. Während der Verkauf von Waren „made in Germany“ boomte, wuchsen damit automatisch die Bestände des Goldschatzes – und zwar an dem Ort, an dem große Goldgeschäfte getätigt wurden: in New York. Der Grund dafür war fast rein pragmatischer Natur. Viele Staaten lagerten ihre Goldreserven in den gut gesicherten Tresoren der US-Notenbank. Ein Ausgleich von Überschüssen erfolgte daher durch eine simple Umverteilung von Gold oder Dollarwerten. So wanderte im Jahr 1951 der erste Barren in das eigens für die Bundesrepublik geschaffene Gelass und er sollte bei weitem nicht der einzige bleiben.
Am Ort des Geschehens und sicher vor Kriegen
Die Lagerung in New York und später in London und Paris hatte für die Bundesbank noch weitere Vorteile. So diente das Gold als nationale Währungsreserve. Wäre die D-Mark plötzlich deutlich im Wert gefallen, hätten die Währungshüter das deutsche Gold gegen sichere Dollar eintauschen können. Eine Maßnahme, die im Zweifelsfall zügig und unkompliziert ablaufen sollte. Ein Transport mehrerer Tonnen Gold von Deutschland in die USA wäre jedoch das Gegenteil von schnell und einfach gewesen. Zudem gab es in der Bundesrepublik noch eine weitere Befürchtung: Im Fall einer sowjetischen Invasion wären die Goldschätze schnell in gegnerische Hände gefallen. Paris, London und New York lagen hingegen strategisch weitaus sicherer.
Umdenken im 21. Jahrhundert
Doch Zeiten ändern sich. Die Gefahr durch die Rote Armee ist mittlerweile ebenso verschwunden wie die eigene Landeswährung. Das gesamte Gold im Ausland zu halten, ist daher keine zwingende Notwendigkeit mehr. Zudem äußerten Politiker bedenken, ob Deutschland im Krisenfall überhaupt auf das eigene Gold zugreifen könne. Der Rechnungshof monierte seinerseits, dass die eigenen Reserven nie begutachtet und geprüft worden sind. So kam es zu der Entscheidung, größere Goldmengen nach Deutschland zu holen. Insgesamt 53.780 Barren fanden Ihren Weg nach Frankfurt, das Pariser Depot wurde damit vollständig aufgelöst. Diese Überführung ist nun 2017 drei Jahre früher beendet worden als geplant. Um an den Goldmärkten in New York und London präsent zu bleiben, werden die dortigen Lager jedoch nicht vollständig geleert. 49,4 Prozent der Reserven verbleiben im Ausland.
Spekulationen beendet, Gold gesichert
Die Einlagerung der eigenen Goldreserven in Deutschland hat vor allem einen großen Vorteil: das Verstummen der Kritiker. Die Bundesbank konnte sicherstellen, dass die Bestände exakt den Vorgaben entsprachen und verfügbar waren. Damit sind Verschwörern ihre Grundlagen entzogen worden und es dürfte ruhiger werden um den deutschen Goldschatz. Gleichzeitig dient fast die Hälfte der Barren weiterhin als internationale Reserve für den Notfall. Eine Tatsache, die noch ein wenig mehr Sicherheit verspricht als das Gold in den heimischen Tresoren.