Der European Green Deal hat es besiegelt: Bis 2050 möchte die Europäische zu 100 Prozent klimaneutral werden. Und mit ambitionierten Klimazielen steht die EU nicht allein da. Weltweit werden die Bestrebungen größer, in den nächsten Jahrzehnten eine nachhaltige Energiewende zu vollziehen. Der Ausbau entsprechender Technologien bedeutet auch: Die Nachfrage nach bestimmten Edelmetallen und Seltenen Erden dürfte rasant steigen.
Silber – essenzieller Rohstoff für die Energiewende
Eine Energiewende ohne Silber? Undenkbar. Zu abhängig sind die derzeitigen Technologien von dem Industriemetall. Um nur einige Bereiche zu nennen, die auf absehbare Zeit nicht ohne einen beträchtlichen Silberanteil auskommen:
- Photovoltaik-Anlagen: Solarpanels sind ohne Silber nicht funktionsfähig. Alle Versuche, das Material durch andere Metalle und Legierungen zu ersetzen, sind bislang gescheitert. Die benötigte Silbermenge für Photovoltaik-Module könnte künftig aber reduziert werden.
- Windturbinen: Vibrations-, Temperatur-, und Geschwindigkeitssensoren: Windkrafträder benötigt unterschiedlichste Sensortechnologien, um zuverlässig und leistungsstark arbeiten zu können. Allen Sensoren gemeinsam: Für ihre Herstellung ist ein nicht unbeträchtlicher Silberanteil unabdingbar. Ein Recyceln ist erst nach vielen Jahren möglich – wenn die Anlage stillgelegt wird.
- Energiespeicherung: Für eine Energiewende ist nicht nur der Ausbau regenerativer Energien erforderlich, sondern auch eine effiziente Speicherung. In entsprechenden Batteriesystemen kommt Silber ebenso zum Einsatz.
- Elektromobilität: Batteriesystem, Fahrzeugelektronik, mit Solarmodulen ausgestattete Carports – ohne Silber bliebe auch ein Ausbau der Elektromobilität reine Zukunftsmusik.
Mehr zur Entwicklung der globalen Silbernachfrage und des Silberpreises lesen Sie auch in meinem Beitrag „Quo vadis, Silberpreis? Eine Analyse“.
Grüne Wasserstoff-Produktion? Nicht ohne Platin
Das Potenzial von Platin als Industriemetall wird teilweise noch immer unterschätzt. Das mag daran liegen, dass Platin in erster Linie als für die Automobilindustrie interessantes Edelmetall angesehen wird, das außerhalb dieser Branche, zumindest als Industriemetall, kaum eine Rolle spielt. Mit der voranschreitenden Energiewende dürfte sich diese Einschätzung aber zunehmend ändern. Der Grund: Platin spielt eine wesentliche Rolle bei der Herstellung von grünem Wasserstoff. Letzterer spielt als grüner Energieträger eine bedeutende Rolle, um die Energiewende auch in den traditionell sehr emissionsreichen Sektoren Industrie und Verkehr zu ermöglichen. Insbesondere durch die kürzlich vorgestellte Wasserstoffstrategie der Europäischen Union dürfte Platin daher in naher Zukunft wieder heiß begehrt sein.
Grüner Wasserstoff wird durch die Elektrolyse von Wasser mit Strom aus regenerativen Energien gewonnen. Der Elektrolyseprozess kommt dabei – unabhängig von der genutzten Technologie – nicht ohne Platin aus. Für Platin bedeutet das den Sprung zurück ins Rampenlicht. Zumal die Pläne der EU bezüglich des Ausbaus der Wasserstoffproduktion durchaus ambitioniert sind. So dürfte sich der für die Elektrolyse benötigte weltweite Platinbedarf bereits bis 2030 vervielfacht haben.
Seltene Erden stecken in allen grünen Schlüsseltechnologien
Der Anteil an Seltene Erden, der für die Herstellung grüner Technologien benötigt wird, mag vergleichsweise gering sein. Dennoch sind sämtliche wesentliche Treiber der Energiewende von den Metallen abhängig. Sie stecken in Generatoren für Windkraftanlagen, in Solarpanels und werden in Elektromotoren für E-Autos verbaut. Je weiter die Energiewende voranrückt, desto höher wird auch der Bedarf an Seltenen Erden.
Rohstoffe für die Energiewende: Gibt es in absehbarer Zeit ein Verfügbarkeitsproblem?
Noch ist völlig unklar, ob eine Forcierung der Energiewende auch zu einer Rohstoffknappheit in bestimmten Bereichen führen könnte. Schon jetzt merken einige Studien an, dass es insbesondere bei den Seltenen Erden und bei Platin zu einem Verfügbarkeitsproblem kommen könnte. Darauf weist unter anderem die Publikation „Rohstoffe für die Energiewende“ von Misereor sowie die „Wasserstoff Roadmap“ des Fraunhofer Instituts hin. Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt maßgeblich davon ab, ob in absehbarer Zeit Alternativen zu den entsprechenden Metallen gefunden werden können oder sich deren Anteil maßgeblich reduzieren lässt. Zumindest mittelfristig spricht angesichts des verstärkten Bedarfs vieles dafür, dass auch die Preise der für die Energiewende wesentlichen Edelmetalle und Seltenen Erden steigen könnten.
In einem meiner nächsten Beiträge werde ich mich noch einmal der Goldpreisentwicklung widmen – und dabei insbesondere das Verhalten der Zentralbanken in den Blick nehmen.