Wer vor knapp einem Jahrzehnt in Technologiemetalle und Seltene Erden investiert hat, dürfte sich noch an einen massiven Preiseinbruch der Strategischen Metalle erinnern. Dass dafür die Vorgänge rund um die Fanya Metal Exchange verantwortlich waren, ist in Deutschland dagegen kaum bekannt. In diesem Artikel beleuchte ich, was hinter der Fanya Metal Exchange steckt und warum der Fanya-Skandal noch immer Auswirkungen auf die Preise hat. Im Anschluss bemühe ich die gute alte Glaskugel für einen Blick in die Zukunft.
Der Skandal um die Fanya Metal Exchange – ein Rückblick
Fast ein Jahrzehnt ist mittlerweile seit der Gründung der Fanya Metal Exchange im chinesischen Kunming vergangen. Die Metall-Börse, die Technologiemetalle und Seltene Erden handelte, wurde damals mit hohem medialem Aufwand beworben. Aber statt direkt in die physischen Rohstoffe zu investieren, wurden Zertifikate gehandelt. Die Fanya Metal Exchange lockte dabei mit Rendite-Versprechen von bis zu spektakulären 13,7 Prozent hunderttausende Investoren an – von denen die meisten am Ende jedoch auf erheblichen Verlusten sitzen blieben.
Was war passiert? In den Jahren nach der Gründung wuchs Fanya, von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, schnell zum weltweit dominierenden Käufer von Seltenen Erden und Edelmetallen heran. Damit führte Fanya selbst eine deutliche Verknappung des Angebots herbei, was die Preise enorm in die Höhe trieb, von Investoren aber schlicht auf die vermeintlich große Nachfrage der boomenden Weltwirtschaft zurückgeführt wurde. Die versprochenen Renditen wurden von Fanya anfangs auch noch ausgezahlt. Das Geld hierfür stammte jedoch aus den Investitionen der neuen Anleger. Das Paradebeispiel eines Schneeballsystems also. Um nachhaltig die versprochenen 13,7 Zinsen erwirtschaften und auszahlen zu können, hätten die Preise kontinuierlich massiv steigen müssen. Was jedoch nicht der Fall war.
So kam es, wie es kommen musste. 2015 implodierte das Geschäftsmodell der Fanya Metal Exchange – und mit ihm der Markt der Seltenen Erden und Technologiemetalle. Ein nachhaltiger Schock, von dem sich die Preise noch immer nicht vollständig erholt haben.
Wieso der Fanya-Skandal noch heute die Preise drückt
Die großen Probleme, die die Jahre nach dem Zusammenbruch der Fanya hinsichtlich der Strategischen Metalle kennzeichneten: eine allgemeine Verunsicherung und ein plötzlicher Nachfragerückgang durch den Wegfall des bis dato weltgrößten Käufers. Nach ihrem fulminanten Höhenflug fielen die Preise wieder auf Normalniveau.
Allerdings wurden die Anlegergelder nicht nur an Neuanleger ausgezahlt. Es wurden tatsächlich auch Seltene Erden und Technologiemetalle in erheblichem Umfang gekauft. Als Fanya von der chinesischen Regierung geschlossen wurde, lagerten dort riesige Mengen der begehrten Rohstoffe. Beispiel Indium: Fanya hatte mit 3.609,5 Tonnen – das Vierfache der weltweiten jährlichen Primärproduktion gelagert! Doch diese Bestände wurden nach der Schließung nicht verkauft, sondern von der Regierung eingefroren. Seitdem schweben sie wie ein Damokles-Schwert über dem Markt für Seltene Erden und Technologiemetalle.
Eine Trendumkehr ist möglich
Erst viel später, im Jahr 2019 hat die chinesische Regierung mit dem Verkauf der beschlagnahmten Bestände begonnen. Anfang 2020 machte der Verkauf des kompletten Indium-Bestands der Fanya an die Firma Kunming Rongke New Materials Schlagzeilen. Damit ist nun der größte Einzelposten der ehemaligen Fanya wieder auf dem freien Markt. Eigentlich hätte der Indium-Preis bei einer solchen Menge kräftig absacken müssen. Doch er reduzierte sich nur geringfügig und auch nur für kurze Zeit. Bereits seit Juli, also noch in der Corona-Krise, haben die Preise wieder angezogen und in US-Dollar das Niveau vom Beginn des Jahres bereits wieder überschritten.
Sind erstmal alle Altbestände verkauft, stehen die Chancen auf eine Preiserholung bei vielen Seltenen Erden und Technologiemetallen gut. Denn sie sind für die Industrie nach wie vor unverzichtbar. Auch zahlreiche Zukunftstechnologien kommen nicht ohne Strategische Metalle aus. Unter anderem gelten viele von ihnen als essenzielle Rohstoffe für die Energiewende.
Wenn Rohstoffe zur politischen Waffe werden
In naher Zukunft könnten allerdings nicht nur die noch immer spürbaren Schockwellen des Fanya-Betrugsskandals Auswirkungen auf die Preise von Seltenen Erden haben. Auch politische Verwerfungen könnten sich als Preistreiber erweisen. Man denke nur an den Handelskonflikt zwischen China und den USA, der unter einem (außenpolitisch durchaus protektionistisch eingestellten) Präsident Biden ebenso weiter eskalieren könnte wie unter Trump.
Bedenkt man, dass China bei etlichen Strategischen Metallen für einen Großteil des Fördervolumens verantwortlich ist, ist es gar nicht so abwegig, dass die Regierung mit Ausfuhrbeschränkungen entsprechender Metalle auf eine Eskalation des Handelskonflikts reagieren könnte. Zumal Seltene Erden auch bei der Herstellung von Militärgerät eine bedeutende Rolle spielen.
Wie wahrscheinlich ein solches Szenario ist, ist schwer zu sagen. Es ist zumindest möglich. Die Folgen eines Ausfuhrstopps wären ein plötzlicher Nachfrageboom, der die Preise der begehrtesten Metalle erheblich nach oben treiben dürfte. Stellt sich nur die Frage, ob dieser Preisanstieg nachhaltig wäre, denn die meisten Seltenen Erden sind gar nicht so selten. Sie werden zwar hauptsächlich in China abgebaut, können aber rund um den Globus gefunden werden. Mit Mountain Pass besitzen die USA sogar selbst eines der größten Bergwerke für Seltene Erden. Sicherlich könnten die Fördermengen hier um ein Vielfaches erhöht werden. Doch bis der Industrie die benötigten Rohstoffe zur Verfügung stünden, wäre noch eine erhebliche Vorlaufzeit nötig, denn vor dem Einsatz müssen sie zunächst aufwendig aufbereitet werden.
Amerika ist auch nicht das einzige Land, dass über Seltene Erden und Technologiemetalle verfügt. Aber eines haben alle potenziellen Abbauländer gemein: Es würde viele Jahre dauern, bis nennenswerte Mengen gefördert und aufbereitet werden könnten. Und – aufgrund höherer Personalkosten und Umweltauflagen dürften zumindest in den Industrieländern die Gestehungskosten der Chinesen deutlich überschritten werden.
Fazit: So könnten sich die Preise von Seltenen Erden & Technologiemetallen entwickeln
Ich fasse zusammen:
- Der Betrugsskandal um die Fanya Metal Exchange belastet die Preise von Seltenen Erden und Technologiemetallen zwar noch, aber längst nicht mehr so stark wie bisher.
- Belastbare Zahlen zu den aktuellen Beständen der Fanya haben wir nicht vorliegen, Investoren sollten einen möglichst langen Atem haben.
- Nachdem die Bestände der Fanya zunehmend veräußert werden, ist eine Entlastung des Markts in den kommenden Jahren absehbar.
- Gerade Strategische Metalle und Seltene Erden, die für Zukunftstechnologien unverzichtbar sind, könnten dann wieder im Preis steigen.
- Stoppt China im Zuge einer Eskalation des Handelskonflikts mit den USA die Ausfuhr von Seltenen Erden, dürfte das die Preise zumindest kurzfristig nach oben treiben.
Fakt ist, die Aussichten für Technologiemetalle und Seltene Erden sind längst nicht mehr so düster, wie sie noch vor wenigen Jahren erschienen. Allerdings ist auch hier der Blick ins Detail wichtig. Angesichts ihrer teils höchst unterschiedlichen Verwendung in der Industrie und der Erschließung neuer Einsatzgebiete, unterscheiden sich die Metalle mitunter erheblich in ihrer Performance.
Fakt ist aber auch, dass die moderne Industrie in hohem Maß von Seltenen Erden und Technologiemetallen abhängig ist. Das gilt insbesondere auch für den größten Umbruch, den die Automobilbranche je erlebt hat. Wer richtig und zum passenden Zeitpunkt investiert, kann fast nur gewinnen. Umfassende Informationen dazu finden Sie in dem Gratis-Report „Elektromobilität“ (https://www.granvalora.de/elektromobilitaet-1/).