Gerade in Wirtschaftskrisen wird deutlich, wie wichtig reale Sachwerte sind. Ein Beispiel dafür ist Venezuela. Das Land durchlebt zurzeit eine Phase der Hyperinflation. Geld wird immer weniger wert, der Tauschhandel gewinnt entsprechend an Bedeutung – sogar auf Regierungsebene. Eine besondere Rolle spielt hierbei das Gold.
Vom Erdölreichtum in die Wirtschaftskrise
Venezuela befindet sich heute in der schärfsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Noch im 20. Jahrhundert war das Land der größte Erdölexporteur der Welt. Früher ein Agrarland, stieg Venezuela schnell zur reichsten Nation Südamerikas auf. Dann wurde im Jahr 1998 Hugo Chavez zum Präsidenten gewählt. Er versprach soziale Gerechtigkeit, mehr Teilhabe der Bevölkerung an demokratischen Prozessen und die Abkehr von einem korrupten politischen System. Viele dieser Ziele konnten zunächst verwirklicht werden. Doch die Finanzierung der Projekte erfolgte zum größten Teil auf Pump. Der Staat verschuldete sich immer mehr, die Regierung ließ die Notenpresse anlaufen, die Inflation erreichte ein gigantisches Ausmaß. Besonders unter der Regierung von Nicolás Maduro, dem Nachfolger Chavez‘, verteuerten sich die Waren des täglichen Bedarfs drastisch. Im November 2017 wurde erstmals ein 100.000-Bolivar-Geldschein in Umlauf gebracht.
Die Krise ist unverkennbar
Um sich ein Bild von der Not in der Hauptstadt Caracas zu machen, muss man heute nicht mehr in die klassischen Armenviertel fahren. Auch in Stadtteilen, die vor Kurzem noch vom gehobenen Mittelstand bewohnt wurden, ist die Krise unverkennbar. Bevor morgens der Müllwagen kommt, werden Müllsäcke durchwühlt, um verwertbare Gegenstände zu finden – auch Essbares. Grundnahrungsmittel kauft die Bevölkerung zumeist auf dem Schwarzmarkt und zahlt dafür astronomische Preise. Weil das Geld nichts mehr wert ist (die Inflation liegt bei über 1000 Prozent), erlebt der Tauschhandel in Venezuela eine Renaissance. Dieser Markt findet nicht nur auf der Straße, sondern auch in sozialen Netzwerken statt: Windeln gegen Zucker, Möbel gegen Reis oder Gold aus dem Privatbesitz wird gegen teure Dienstleistungen auf Facebook, WhatsApp oder Instagram angeboten. Und der Tauschhandel hat mittlerweile auch die staatliche Ebene erreicht.
Gold gegen Medizin
Um an wertvolle US-Dollar zu kommen, pfändete die Regierung bereits mehrfach Staatsgold. Aufgrund eines geplatzten Swap-Deals mit der Deutschen Bank verlor der venezolanische Staat 1,7 Milliarden Dollar – und damit ganze 40 Tonnen Gold. Auch für die Bezahlung von Medikamenten setzt die Regierung in Caracas auf das Edelmetall. Laut Wall Street Journal habe der Staat internationalen Pharmakonzernen bereits Gold und Diamanten angeboten. Denn die Regierung steht bei den Pharmaunternehmen schon mit 5 Milliarden US-Dollar im Minus. Als letztes Mittel versucht Venezuela jetzt die Einführung einer neuen Digitalwährung, die durch die nationalen Ölreserven sowie die Mineral- und Diamantvorkommen gesichert ist. Der venezolanische Bitcoin soll Petro heißen – das ist die Kurzbezeichnung für Erdöl. Ob dieses bisher einmalige Experiment der Einführung einer staatlichen Kryptowährung gelingt, wird von den meisten Experten bezweifelt.
Gold ist sicher – auch in Krisenzeiten
Die Entwicklung in Venezuela zeigt, dass Geld allein keine langfristig ausreichende Sicherheit bietet. Um gegen Krisen gewappnet zu sein, setzen intelligente Anleger für einen Teil ihres Portfolios auf Gold und andere Edelmetalle. Denn hier resultiert der Wert der Anlage aus dem Material selbst. Das sicherste Geld der Welt ist und bleibt Gold. Dieses Metall kennt keine Inflation – nicht zuletzt deshalb, weil der Goldbestand begrenzt ist.