Seit einigen Monaten ist Gold wieder der Liebling der sicherheitsorientierten Anleger. Doch ist der Preis nicht schon zu hoch? Wann ist der beste Zeitpunkt, um Gold zu kaufen? Und wie geht man dabei am geschicktesten vor? Fragen, die nicht nur Einsteiger beschäftigen…
Deutsche Anleger kaufen so viel Gold wie schon lange nicht mehr
Laut Bericht des World Gold Council haben die deutschen Anleger im ersten Quartal 2020 über 35 Tonnen Gold gekauft, rund 57 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Kein Wunder, denn immer mehr Vermögensverwalter, Privat- und sogar Großbanken empfehlen das glänzende Edelmetall.
Edelmetalle und andere Rohstoffe – Gründe gibt es genug
Wer sein Kapital vor Verlust der Kaufkraft bewahren möchte, kommt um Sachwerte nicht herum. Dafür eignen sich besonders gut „Wahre Werte“, denn die müssen nicht gemanagt werden. Sie sind allein durch ihren inneren Wert, den Materialwert, wertvoll. Das bedeutet, man kann sie einfach kaufen und liegenlassen.
Der Goldpreis – ein ewiges Auf und Ab
Doch wann sollte man Gold kaufen, wann ist der beste Zeitpunkt für den Einstieg gekommen? Schließlich möchte niemand zu überhöhten Preisen kaufen. Andererseits besteht die Gefahr, dass der Zug abfährt, noch bevor der Anleger aufgesprungen ist.
Sind die Prognosen der Medien und Experten vielleicht ein geeigneter Wegweiser? Jüngst überraschte die Bank of America mit einer spektakulären Goldpreisprognose: „Gold steigt in 18 Monaten um über 75 Prozent“. Und auch Ray Dalio (Bridgewater Associates), der für seine scharfsinnigen Einschätzungen der Weltwirtschaft bekannt ist, verkündete im April: „Eine neue Weltordnung treibt den Goldpreis auf 2.000 USD“.
Auch wenn einzelne Prognosen für den Goldpreis selten zutreffen, sie offenbaren zwei wichtige Dinge: Erstens, wer die Empfehlung abgibt: Sind es eher unbedeutende Marktteilnehmer oder sind es die Big Player, die allein durch ihre Marktmacht den Preis bewegen? Und zweitens: In der Summe zeigen sie die grobe Richtung an, in die es wahrscheinlich gehen wird. Aber, als Indikator für den richtigen Einstiegszeitpunkt eignen sich weder Zeitungsartikel noch die Prognosen der Gurus. Gold und Silber haben zwar seit tausenden von Jahren ihre Kaufkraft erhalten, das bedeutet aber nicht, dass deren Preise nicht schwanken.
Einstiege
Investoren, die in Gold, Silber oder andere „Wahre Werte“ investieren, sollten grundsätzlich langfristig orientiert sein. Dadurch verliert das Timing schon an Bedeutung, denn ein paar Euro Unterschied beim Kaufpreis wirken sich auf lange Sicht weniger stark aus. Aber beim Einstieg kann man eben noch nicht „lange“ zurückschauen, daher können größere Investitionen, trotz langfristigem Ansatz, für ein flaues Gefühl sorgen. Für Abhilfe können die folgenden drei Einstiegsmodelle sorgen.
Der gestreckte Einstieg – Variante 1
Anstatt den gesamten Betrag auf einmal zu investieren, verteilt man ihn auf monatliche Raten über einen längeren Zeitraum – zum Beispiel 12 bis 24 Monate. Da ist der einfachste Ansatz.
Der gestreckte Einstieg – Variante 2
Bei der Variante 2 wird ein größerer Teil des Betrages, zum Beispiel 50 Prozent, sofort investiert. Der Rest wird wieder auf monatliche Raten über einen längeren Zeitraum (12 bis 24 Monate) verteilt. Dabei sollte man jedoch beachten, dass sich die Versandkosten nicht zu stark bemerkbar machen. Am bequemsten umzusetzen ist diese Einstiegsvariante mit dem Sachwertdepot. Darin lassen sich Einzelzahlungen und Sparraten ganz einfach miteinander kombinieren und die Versandkosten entfallen gänzlich.
Intelligentes Timing: Die 40-30-30-Methode
Wem die oben geschilderten Vorgehensweisen zu einfach beziehungsweise zu unmethodisch erscheinen, für den könnte die 40:30:30 Methode interessant sein. Sie wird nicht nur bei dem Kauf von Edelmetallen, sondern auch beim Aktienkauf eingesetzt.
Dabei wird der Betrag ebenfalls aufgeteilt, und zwar in drei Teile. Die ersten 40 % werden sofort investiert. Der nächste Einstieg erfolgt jedoch nicht zeitabhängig. Vielmehr entscheidet die Entwicklung des Preises über den zweiten Kauf.
Nach dem ersten Kauf werden zwei mögliche Einstiegspreise für den zweiten Kauf errechnet. Der erste befindet sich eine bestimmte Spanne unterhalb des ersten Kaufpreises, der zweite die gleiche Spanne oberhalb. Ein Beispiel soll das verdeutlichen:
Angenommen die ersten 40 Prozent wurden zu einem Kurs von 1.500 € pro Unze investiert. Nun wird die gewünschte Spanne festgelegt. In diesem Beispiel nehmen wir 5 Prozent an.
Der zweite Teil des Anlagebetrages (30 %) werden investiert, sobald der Kurs um 5 Prozent gefallen oder gestiegen ist. Das bedeutet: Steigt der Kurs auf 1.575 €/Unze, wird der zweite Teil investiert. Sollte der Kurs jedoch vorher auf 1.425 €/Unze fallen, wird zu diesem Preis gekauft. Der zweite Teil wird also komplett zu 1.575 oder 1.425 €/Unze investiert, je nachdem, welcher Preis zuerst erreicht wurde. Der dritte Teil des Geldes bleibt zunächst noch in Reserve.
Die Logik dahinter
Der Kauf zu 1.425 €/Unze, also 5 Prozent unter dem ersten Einstieg, würde den durchschnittlichen Einkaufspreis reduzieren. Was ja grundsätzlich nicht schlecht wäre. Würde der Preis nach unserem ersten Kauf aber gar nicht soweit fallen, sondern direkt auf 1.575 € steigen, bestünde die Gefahr, dass der Preis weiter steigt – der Rest des Kapitals könnte nicht mehr investiert werden. Davor schützt der zweite Einstieg bei 1.575 €/Unze (5 % oberhalb des ersten Einstiegs).
Die Entscheidung, wann der dritte Teil, die letzten 30 Prozent, investiert werden, hängt ebenfalls vom Preis ab. Nachdem der zweite Kauf stattgefunden hat, gilt dieser Preis als Grundlage für die beiden letzten Einstiegskurse. Auch hier ein Beispiel zur Verdeutlichung.
Angenommen, der zweite Einstieg erfolgte bei 1.425 €, dann wird dieser Kurs wieder um 5 Prozent erhöht bzw. ermäßigt. Der dritte Einstig würde also zu 1496,25 €/Unze oder 1353,75 €/Unze erfolgen. Auch hier gilt: Investiert wird zu dem Preis, der als erstes erreicht wird.
Wäre der zweite Einstieg jedoch bei 1.575 €/Unze erfolgt, sähe die Rechnung so aus: 1.575 € – 5 % = 1.496,25 € beziehungsweise 1.575 € + 5 % = 1653,75 €.
Bei dieser Methode kommt es nicht auf die mathematische Genauigkeit an. Man könnte statt eines prozentualen Auf- oder Abschlages auch einen fixen Betrag wählen, wie das folgende Beispiel verdeutlicht:
Der erste Kauf erfolgt bei 1.500 €/Unze. Als Auf- bzw. Abschlag nehmen wir 100 € an.
Der zweite Kauf erfolgt dann entweder 100 € niedriger, also zu 1.400 €, oder 100 € höher zu 1.600 € pro Unze.
Die möglichen Kaufpreise für den dritten Kauf hängen wieder vom Kaufpreis des zweiten Kaufes ab:
Erfolgte dieser bei 1.400 €, würde der dritte Kauf bei 1.300 € oder 1.500 € pro Unze vorgenommen werden.
Erfolgte der zweite Kauf jedoch bei 1.600 €, wären die Kaufmarken bei 1.500 € beziehungsweise 1.700 €.
Fazit
Zugegeben, die 40-30-30-Methode ist, gegenüber dem direkten Kauf, mit etwas mehr Aufwand verbunden. Und auch sie ist keine Garantie für „den besten“ Preis. Aber sie verhindert zuverlässig den Einstieg an Extrempunkten. Egal welche Methode für den Einstieg gewählt wird, sie muss zu dem Investor passen.
Das absolut perfekte Timing, der Einstieg zum niedrigsten Preis wäre nur durch Zufall oder hellseherische Fähigkeiten möglich. Für diejenigen, die sich nicht auf Zufälle verlassen wollen und nicht im Besitz einer funktionierenden Glaskugel sind, stellen die drei vorgestellten Einstiegsvarianten sinnvolle und funktionierende Alternativen dar.
Sparplan: Garantiert intelligent investieren
Für diejenigen, die ihr Vermögen erst noch aufbauen wollen, ist das Finden des geeigneten Einstiegszeitpunktes wesentlich einfacher – durch regelmäßige Zahlungen zu festgelegten Zeitpunkten. Wer einen Sparplan nutzt, der kauft automatisch zu günstigen Preisen, allerdings nur unter einer Bedingung: Der Sparplan muss Bruchteilseigentum zulassen (Focus Money: Goldsparpläne – In kleinen Schritten zum Erfolg), denn dann kommt es zu dem sogenannten Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt). Bei niedrigen Preisen kauft man mehr, bei hohen Preisen entsprechend weniger. Diese intelligente Vorgehensweise sorgt für einen günstigen Durchschnittspreis. Und dafür ist noch nicht einmal zusätzlicher Aufwand nötig. Im Gegenteil, einfach einen Sparplan einrichten, alles andere geschieht von ganz allein. Welche enormen Vorteile dadurch entstehen, erfahren sie in einem der nächsten Beiträge. Dort erfahren Sie auch, wann sie auf den Cost-Average-Effekt unbedingt verzichten sollten.